Was wäre ein echter Ritter ohne sein treues Pferd?

„Wehmütig blickt Willehalm zu Pussat, der sich bei dem Kampf schwer verletzt hat. Er muss sich von ihm trennen, bevor er seine Flucht fortsetzen kann. Er bindet dem Pferd das Zaumzeug ab, damit es nicht verhungern muss, und lässt es laufen. Willehalm steigt auf Arofels Pferd Volatin auf, doch als er schnell los reiten will, trabt sein braver Pussat treu hinter den beiden her.“

Wehmütig blickt Willehalm zu Pussat, der sich bei dem Kampf schwer verletzt hat. Er muss sich von ihm trennen, bevor er seine Flucht fortsetzen kann. Er bindet dem Pferd das Zaumzeug ab, damit es nicht verhungern muss, und lässt es laufen. Willehalm steigt auf Arofels Pferd Volatin auf, doch als er schnell los reiten will, trabt sein braver Pussat treu hinter den beiden her.

Aus: Willehalm und Arabel, S.37/38

Seine Treue muss der brave Pussat später mit dem Tod bezahlen, als er in einen erneuten Kampf mit verwickelt wird. Volatin, ein Schlachtross, das Willehalm von seinem persischen Gegner Arofel erbeutet hat, wird sein neuer, treuer Begleiter.

Wie wichtig die Schlachtrösser der Hauptprotagonisten im mittelalterlichen Heldenepos sind, zeigt, dass sie häufig mit ihrem Namen genannt werden – das Pferd ist für den Ritter nicht nur ein wichtiges Statussymbol, die beiden gehen auch eine Symbiose ein, bei der sich Pferd als auch Ritter mit ihrem Können, ihrer Kraft und ihrem Geschick gegenseitig „auf Gedeih und Verderb“ ausliefern.
Für den christlichen Ritter sind die edlen Reittiere, die meistens Hengste sind, wichtige Statussymbole, mit deren Kraft und Schönheit und sogar Potenz sie sich häufig identifizieren. Dass im arabisch-persischen Kulturkreis auch Stuten als Kriegspferde einsetzt wurden, wird im „Willehalm“ auf Seiten der Christen daher erstaunt und auch belustigt zur Kenntnis genommen.

Häufig erwähnt wird das „kastilianische Pferd“, Pferde aus spanischer, speziell kastilianischer Zucht, die wegen ihrer Stärke und Schnelligkeit als Ritterpferde hochgeschätzt waren. Aber die Schlachtrösser waren nicht die einzigen Pferde, die den Rittern wertvolle Hilfe leisteten:

„Ab dem 11. Jahrhundert war der ausziehende Ritter in der Regel von einem Knappen, zusätzlich auch oft noch von einem Knecht begleitet. Dafür benötigte er mindestens drei Pferde, nämlich das Streitross, das nur im Kampf geritten wurde, das Marschpferd sowie ein drittes Pferd, das für den Knappen bestimmt war, der ihm Schild und Lanze trug. Nicht selten war für den Transport der Rüstung, der Ausrüstung und des Knechts dann noch ein weiteres Pferd, der sogenannte Klepper, nötig. Mit dieser Ausstattung, die seit den Kreuzzügen zu jedem Ritter gehörte, verband sich die kleinste militärische Einheit der Kavallerie, die nach der Hauptangriffwaffe des Ritters, der Lanze, ‚gleve’ (oder glefe) genannt wurde.“

Aus: Dextrarius - das große Ritterpferd. 'ros' versus 'pferit' - Status, Ausrüstung und Ausbildung. Ruth M. Hirschberg. Berlin 2010

Neben dem Aussehen und den Eigenschaften des Pferdes wird in der höfischen Epik vor allem auf die kostbare Ausstattung des Reitzeugs Wert gelegt – auch im „Willehalm“ gibt es unzählige Beschreibungen der kostbaren Ausrüstungen, nach denen Sattel und Zaumzeuge sogar mit Gold und Edelsteinen geschmückt wurden.

 

Bildquelle: Willehalm-Kodex, Orka-Bibliothek Universität Kassel

 

 

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